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Spa enthusiast and European writer Dubravka Ugrešić passed away

News from Mar 23, 2023

On the occasion of the passing of the spa enthusiast and European writer Dubravka Ugrešić

On Friday, 17 March 2023, the Croatian-writing and European-minded writer Dubravka Ugrešić passed away in Amsterdam. Dubravka Ugrešić was associated with The European Spa Project from its very beginning, as in some of her most famous works she dealt with the cultural and social significance of the continent's spas in a way that was both amusing and profound. In her novel "Baba Yaga Laid an Egg", published in 2008 and translated into many languages, she chose a Czech spa town as the setting for the coming together of people from a wide variety of nations, social backgrounds and economic intentions: from American and Russian businessmen to Bosnian war refugees and labour migrants. In our academic language of spa research, we call this a social "microcosm". In her novel "Baba Yaga", Ugrešić furthermore presented a feminist reading of what we call the "transnational spa narrative", for she made three Croatian old women the heroines of this microcosm, exposing their ageing, non-norm-conforming bodies in open feminine hedonism. 

But the author not only provided us in her works with the narrative material for our theses; as a trained literary scholar, she was a theoretically sound colleague and engaged in spa analysis herself, especially in her autobiographical writings. In one of her latest texts, the essay "There’s Nothing Here!", published in 2020 as part of the essay collection The Age of Skin, she immerses herself into the healing waters and, as a participant observer, describes how those waters nevertheless fail to heal the post-traumatic wounds of the post-Yugoslavian wars. Ugrešić, who was defamed as a "witch" because of her categorically critical stance on both Serbian and Croatian nationalism and who subsequently departed Croatia in 1993, thus points out a dangerous trend that we also address in our project work: namely, the nationalisation of cultural heritage, which must generally be thought of transnationally, not only in the case of the European spa.  

Dubravka Ugrešić gave the keynote address at our inaugural conference in Baden-Baden in 2019 and inspired academic and literary audiences alike. We are very sorry to lose her as a colleague and like-minded Kurort enthusiast. Her work will leave lasting traces in our discussions and publications.

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Zum Tod der Kurort-Enthusiastin und europäischen Schriftstellerin Dubravka Ugrešić

Am Freitag, dem 18. März 2023, ist die Kroatisch schreibende und europäisch denkende Schriftstellerin Dubravka Ugrešić in Amsterdam verstorben. Dubravka Ugrešić war dem Projekt Der Europäische Kurort von seinem Beginn an verbunden, denn in einigen ihrer berühmtesten Werke hat sie sich so amüsant wie tiefsinnig mit dessen kultureller und gesellschaftlicher Bedeutung befasst. In ihrem 2008 erschienen und in viele Sprachen übersetzten Roman „Baba Yaga legt ein Ei“ wählt sie einen tschechischen Kurort als Schauplatz für das Zusammenkommen von Menschen unterschiedlichster Nationen, sozialer Hintergründe und ökonomischer Intentionen: von amerikanischen und russischen Businessmännern über kroatische Pensionistinnen auf der Suche nach weiblichem Hedonismus bis hin zu bosnischen Kriegsflüchtlingen und Arbeitsmigranten. In unserer akademischen Sprache der Kurort-Forschung nennen wir dies einen gesellschaftlichen „Mikrokosmos“. In ihrem Roman „Baba Yaga“ legte Ugrešić darüber hinaus eine feministische Lesart dessen vor, was wir das „transnationale Kurort-Narrative“ nennen. 

Aber die Autorin lieferte uns in ihren Werken nicht nur den erzählerischen Stoff für unsere Thesen, sie war als ausgebildete Literaturwissenschaftlerin eine theoretisch fundierte Kollegin und betrieb insbesondere in ihren autobiografischen Essays selbst Kurort-Analyse. In einem ihrer letzten Texte, dem 2019 erschienenen Essay „Hier gibt es nichts“ (in dem Sammelband „The Age of Skin“), begibt sie sich selbst in die heilenden Wasser und beschreibt als teilnehmende Beobachterin, wie diese die posttraumatischen Wunden der postjugoslawischen Kriege dennoch nicht heilen können. Die Autorin, die aufgrund ihrer kategorisch-kritischen Haltung zum kroatischen Anteil an diesen Kriegen das Land verlassen musste und als „Hexe“ diffamiert wurde, zeigt damit einen gefährlichen Trend auf, den auch wir in unserer Projekt-Arbeit umkreisen: nämlich die Nationalisierung kulturellen Erbes, das nicht nur im Fall des europäischen Kurorts zumeist transnational gedacht werden muss. 

Dubravka Ugrešić hielt im Jahr 2019 die Keynote auf unserer Eröffnungskonferenz in Baden-Baden und begeisterte akademisches und literarisch interessiertes Publikum gleichermaßen. Wir bedauern es sehr, sie als Kollegin und gleichgesinnte Kurort-Enthusiastin zu verlieren. In unseren Diskussionen und Publikationen wird ihr Werk bleibende Spuren hinterlassen.

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